Der Sonder- oder Anlassstempel
auf Berliner Rohrpostsendungen


Im Verwendungszeitraum der Markenausgaben Pfennige, Pfennig und Krone/Adler sind über 30 verschiedene Sonder- oder Anlassstempel bei KBHW in dem Buch „Berlin-Stempel“ im Kapitel „Sonderstempel“ genannt und abgebildet.
Auf Rohrpostsendungen sind nur wenige Stücke als Entwertungsstempel bekannt, als Ankunftsstempel keiner. Der erste Sonderstempel ist aus dem Jahr 1879 für die Gewerbeausstellung.

Abb. 1:Der Sonderstempel zur Gewerbe-Ausstellung vom 29.4.1879, bisher immer nur doppelt abgeschlagen bekannt, hier erstmals aus dem Aprilstatt Mai 1879. Rückseitig Bedarfstext, die Probleme eines in der Ausstellung tätigen Handwerkers mit der Lieferfirma betreffend.

Da das Briefpostamt NW 40 im Bereich des Ausstellungsgeländes noch nicht am Rohrpostnetz angeschlossen war, wurde die Karte zum Rohrpostamt 14 geleitet, welches mit dem Briefpostamt NW 55 vereinigt und von dort per blauem Leitvermerk an das Rohrpostamt 1 im Haupt-Telegraphenamt per Rohrpost gesendet zu werden.

Der nächstfolgende, auf Rohrpostsendungen bekannt gewordene Sonderstempel betrifft die Unfall-Verhütungs-Ausstellung von 1889.
Die Bezeichnung ist heute etwas irritierend, denn der Schwerpunkt der Ausstellung lag (noch) auf dem Thema „Unfallverhütung im Haushalt und am Arbeitsplatz“ und nicht im Straßenverkehr.

Abb. 2: Hier sehen Sie bereits an den verwendeten Rohrpost-Stempeltypen die zweite Reorganisation der Berliner Rohrpost: Der 1886 eingeführte Rohrpost-Brückenstempel in Kombination mit dem zukünftigen Rohrpost-Gitterstempel, welcher sich zu dieser Zeit (wie in der Briefpost auch) noch in der Versuchsphase befindet und noch mit römischer Zeitgruppe nach dem Muster der Brückenstempel ausgestattet war. (Sammlung Koegel, Berlin)

Der Rohrpost-Gitterstempel befand sich während der Versuchsphase seit 1888 nur an bestimmten Rohrpost-Betriebsstätten im Einsatz.
Bis auf wenige Ausnahmen wurde der Rohrpost-Gitterstempel erst ab 1895/96 „allgemein“ eingeführt, jetzt aber nicht mehr mit römischer, sondern mit arabischer Minuten-Zeitgruppe – wie bei allen anderen Rohrpoststempeln auch.

Von den Sonderstempeln, wie z.B. der „X. Intern. Med. Congress“ von 1890, das „Bundesschiessen“ von 1890 und die „Grosse Berl. Kunstausstellung“ von 1895 sind Abschläge auf einigen Rohrpostsendungen bekannt.
Bei der Versendungsart „Karte“ ist rückseitig immer Bedarfstext.

Der grundsätzlich „häufigste“ Sonderstempel aus dieser Zeit ist von dem Briefpostamt auf der „Gewerbe-Ausstellung“ im Jahre 1896.

Abb. 3: Hier der Sonderstempel zur Gewerbe-Ausstellung mit 2 Sternen, 1x links und 1x rechts.

Ein Abschlag mit dem Kleinbuchstaben „a“ oder „b“ (statt Stern rechts) hat auf Rohrpostsendungen bisher nicht vorgelegen.

Ferner sehen Sie auf Grund der verwendeten Stempel die Weitergabe der Sendung an die Rohrpost-Betriebstätte im Briefpostamt SO 33, der Rohrpost-Gitterstempel hat bereits die arabische Minuten-Zeitgruppe.

Rainer Linden,
Sachbearbeiter der ArGe Krone/Adler für die Rohrpost in Berlin.

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