Postauftrag im Ortsverkehr


Fernbriefe zu Postaufträgen innerhalb des Reichspostgebietes findet man aus der Krone/Adler-Zeit nach der Auflösung größerer Archive mittlerweile recht häufig. Anders verhält es sich mit Postauftragsbriefen, welche im Ortsverkehr liefen. Diese sind nach wie vor kleine Raritäten. Deren Seltenheit ist dadurch zu erklären, dass es für die Absender ebenso wie bei Nachnahmesendungen einfacher und auch billiger war, die Geldbeträge von den Empfängern selbst durch Angestellte oder durch beauftragte Boten einzukassieren, als damit die Deutsche Reichspost zu beauftragen.

Der hier abgebildete Brief vom 26. Februar 1890, ein 10-Pf.-Ganzsachenumschlag im B-Format mit Wertstempel der Pfennig-Serie, auffrankiert mit einer 20-Pf.-Marke der Krone/Adler-Serie, ist mit den dargestellten 30 Pfennig für einen Postauftrag korrekt frankiert. Einen Unterschied in der Portoberechnung gab es für Postauftragsbriefe im Orts- bzw. Fernverkehr nicht, sondern dieses betrug generell 30 Pfennig. Der Versand unter Einschreibung war obligatorisch.

Eine kleine Besonderheit bei dem hier gezeigten Brief sei noch erwähnt. Der zur Markenentwertung abgeschlagene Aufgabestempel des Berliner Postamtes Nr. 49 zeigt anstelle eines Sternchens links ein Johanniterkreuz. Dieser Stempel ist im KBHW-Stempelhandbuch unter der Nummer 667 gelistet. Eine Verwendung auf Krone/Adler-Marken ist selten, da diese nur ca. 6 Monate lang möglich war.

Auch für mich als Sammler von Mischfrankaturen der verschiedenen Freimarkenausgaben, welche eine Kombination mit der Krone/Adler-Serie zulassen, ist dieser Beleg sehr interessant, denn Ganzsachen mit dem 10-Pf.-Umschlag der Pfennig-Serie, auffrankiert mit einer Krone/Adler-Marke, liegen mir nun für folgende Sendungsarten vor:

  • Fernbrief der 2. Gewichtsstufe (Ganzsache plus 10 Pfennig)
  • Fernbrief per Einschreiben (Ganzsache plus 20 Pfennig)
  • Fernbrief im Wechselverkehr mit Österreich-Ungarn per Einschreiben (Ganzsache plus 20 Pfennig)
  • Postauftragsbrief im Ortsverkehr (Ganzsache plus 20 Pfennig)
  • Wertbrief mit Mindestversicherungsgebühr im Inland (Ganzsache plus 20 Pfennig)
  • Auslandsbrief (Ganzsache plus 10 Pfennig)

Wer kann weitere Verwendungen vorlegen? Vorstellbar wäre ein Brief per Eilboten oder eine Nachnahmesendung. Vorlagen zur Registrierung, gerne auch zum Erwerb, erbitte ich per E-Mail an d.schmietendorf [at] web.de.

Dirk Schmietendorf
Eisenach ST Göringen

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