Laufschreiben nach Korea


Auf einer der letzten Köhler-Auktionen in Wiesbaden wurde ein Los über einen sehr interessanten postgeschichtlichen Vorgang angeboten. Es handelte sich um ein Nachfrageschreiben vom 5.9.1899 vom Berliner Postamt 9 am Potsdamer Bahnhof nach Korea wegen vier Warenproben, von denen nur zwei angekommen sein sollen, mit dazugehörigem Antwortschreiben vom 24.10.1899 aus Hongkong und vom 4.12.1899 aus Nagasaki. Der Vorgang wurde mit dem Eingangstempel in Berlin vom 10.1.1900 abgeschlossen.

Während auf den wenigen bekannten Inlandsbelegen eine Gebühr von 20 Pf mit Freimarken verklebt wurde, waren es hier 40 Pf. Dem Autoren, wie auch befragten ARGE-Mitgliedern, sind bisher keine Belege in das Ausland bekanntgeworden.

Korea blieb zunächst ein „Einsiedler-Königreich“, unerbittlich abgeschottet gegenüber dem Westen und seinen Ideen, seiner Technologie, Diplomatie und seinem Handel. In der Folge war Korea jedoch bereit, sich dem raschen Wandel der Ereignisse zu stellen, als Japan China, Koreas Schutzmacht, im ersten japanisch-chinesischem Krieg 1894/1895 besiegte. Im Fortgang der Geschichte wurde Korea dann zum 1.1.1899 in den Weltpostverein aufgenommen.

Die Antwortschreiben dokumentieren die postalische Abhängigkeit, so dass die Leitung der Sendungen über die Hafenstädte Hongkong und Nagasaki nachzuvollziehen ist. Es konnte aber nicht geklärt werden, wo die beiden fehlenden Warenproben mit Zigarrenspitzen verblieben sind.

Der Versand von Warenproben nach Korea deutet auf beginnende Geschäftsbeziehungen oder zur Vorstellung neuer Produkte auf bestehende Handelsbemühungen hin. Was heute normal erscheint, war vor über 150 Jahren schwierig oder sogar lebensgefährlich, nämlich als Ausländer nach Korea zu reisen, weil Korea damals die Politik eines geschlossenen Landes pflegte, um sich vor ausländischen Eindringlingen zu schützen.

Silvio Grugel

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