Mehrfachfrankaturen (6)


Stammteil einer Paketkarte für ein Inlandswertpaket vom Rittergut Welkersdorf bei Langenöls in Schlesien für ein Paket von 566 Gramm Gewicht und einer Wertangabe von „10 Mark“ nach Leipzig. Die Paketkarte ist mit 60 Pfennig vorder- und rückseitig tarifgerecht frankiert - dies allerdings recht spektakulär mit 20 Marken zu 3 Pfennig Mi.-Nr. 39. Man kann somit von einer „Massenfrankatur“ sprechen, einer Gattung, die in der damaligen Zeit recht selten vorkam.

 

Die Frankatur von 60 Pfennig setzt sich zusammen aus dem Porto für ein Paket bis 5 kg bei einer Entfernung über 10 Meilen in Höhe von 50 Pfennig sowie der Versicherungsgebühr. Diese betrug 5 Pfennig für je 300 Mark bzw. angefangene 300 Mark, mindestens aber 10 Pfennig.

Bei so einer großen Auswahl an Marken ist fast selbstverständlich, dass auch eine Marke mit Plattenfehler dabei ist. Eine rückseitig verklebte Marke - innerhalb eines Dreierstreifens – trägt den Plattenfehler 39IV „Ausbruch zwischen Kordel und Posthorn“.

Doch viel interessanter als der Plattenfehler ist bei dieser Paketkarte, dass hier eine ganz besondere Variante des Bestellgeldes zum Tragen kam.

Die Bestellgeldsätze für Wertpakete waren denen der Wertbriefe gleichgesetzt. Wertbrief bis 1500 Mark Wert = Bestellgeldsatz in Höhe von 5 Pfennig, über 1500 Mark bis 3000 Mark = 10 Pfennig. Wenn jedoch das Bestellgeld für gewöhnliche Pakete höher war als für Wertbriefe, dann wurde das Bestellgeld für ein gewöhnliches Paket erhoben.

Für gewöhnliche Pakete bis einschließlich 5kg Gewicht wurde bei den Postanstalten ein Bestellgeld in Höhe von 5 Pfennig bzw. bei Postämtern I. Klasse ein Bestellgeld in Höhe von 10 Pfennig erhoben.

Es gab allerdings eine Sonderregelung für einzelne große Städte zu denen neben Altona(Elbe), Berlin, Bremen, Breslau, Charlottenburg, Cöln(Rhein), Danzig, Dresden, Frankfurt(Main), Hamburg, Hannover, Königsberg und Straßburg(Elsass) auch Leipzig inklusive seiner Vororte Gohlis, Lindenau, Plagwitz und Reudnitz zählte.

Für diese großen Städte galt für Pakete bis 5kg Gewicht ein Bestellgeld in Höhe von 15 Pfennig. Diese 15 Pfennig lassen sich auf der Rückseite etwas versteckt unter dem Stempel des Empfängers in einer blau taxierten „15“ wieder finden. Der Empfänger musste also, um dieses Wertpaket in Empfang nehmen zu können, noch 15 Pfennig bei Übergabe des Paketes zahlen.

Weiterführende Informationen zu den jeweiligen Bestellgeldsätzen für Postsendungen gibt es ab Seite 158 im Pfennig Handbuch, welches über unsere Literaturseite bestellt werden kann.

Peter Müller
Dirk Schmietendorf

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