Gebührenzettel für Eisenbahndienstbriefe


Obwohl sie im MICHEL Deutschland-Spezialkatalog Band 1 ziemlich weit hinten vor den Dienstmarken angeordnet sind, gehören doch diese (uns allen bekannten) Gebührenzettel auch zu unserem Sammelgebiet der Periode 1875 bis 1900.

Nach Herausgabe der Gebührenzettel am 1. Juli 1874 waren die dienstlichen Sendungen von Eisenbahngesellschaften mit diesen zu bekleben. Der annehmende Postbeamte hatte den Portobetrag auf der Postsendung zu notieren und gleichzeitig in ein bei der Postanstalt geführtes sogenanntes „Entschädigungskonto“ einzutragen, welches quartalsweise und abschließend zum Ende des Jahres mit der jeweiligen Eisenbahngesellschaft abgerechnet wurde.

Dies ist nur eine knappe Erklärung des Vorganges. Wer sich näher dafür interessiert, dem sei das in der Infla-Bücherei als Band Nr. 55 erschienene Werk „Die Gebühren-Zettel für die Dienstbriefe der Eisenbahn-Gesellschaften DI und DII“ von Gotwin Zenker ans Herz gelegt.

Zeigen möchte ich einen recht frühen Beleg aus dem ersten Halbjahr 1875, wobei zu bemerken ist, dass mehr als dreiviertel aller angebotenen Belegstücke aus den Korrespondenzen der Eisenbahngesellschaften aus Erfurt oder Magdeburg stammen und oftmals nicht komplett oder mit Aktenschnitt versehen sind. So kann ich hier erfreulicherweise einen einwandfreien Brief der Berlin-Hamburger Eisenbahn vorstellen, wobei auch der perfekt abgeschlagene Aufgabestempel des Postamtes 5 im Hamburger Bahnhof den Bezug zur Eisenbahn nicht vermissen lässt. Unterhalb des Gebührenzettels ist gut die Notierung „10“, welche das Porto für einen einfachen Brief bedeutet, zu erkennen.

 

Rückseitig trägt der Brief ein Lacksiegel der Berlin-Hamburger Eisenbahn. Wie es bei so manchen außergewöhnlichen Belegen eben so ist, kommt zu allem Überfluss noch eine Besonderheit hinzu: nämlich der rückseitig abgeschlagene Ankunftstempel aus Lüneburg vom 22.5.75, welcher ein verfrühter Normstempel (vor dem 1. Juli 1875) ist.

Dirk Schmietendorf

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